Julia Kasparek – die Frau auf dem Bau

Von Redaktion,

Sürenheide (gl) - Seit Anfang Februar wird am Supermarkt Sürenheide gebaut. Fundamente ausheben, Wände und Decken einschalen, Beton gießen. Echte Männerarbeit eben. Eigentlich. Denn seit Anfang April mischt Julia Kasparek mit. Die 18-Jährige absolviert bei der Firma Eggersmann ein Praktikum.

Ein mittlerweile eingespieltes Team: (v. l.) Kai Bonkamp, Sebastian Sommerfeld, Julia Kasparek, Adrian Zimann, Norbert Runge und Adem Qerini auf der Baustelle in Sürenheide.

Das ist für die Abiturientin eine Zugangsvoraussetzung für das geplante Architekturstudium. Dabei hätte sie den für Frauen üblichen Weg gehen und ein Praktikum in der Tischlerei machen können. Allerdings hatte sie während ihres ersten Praktikums bei einem Gütersloher Architekturbüro einige Baustellen besucht und war dabei auf den Geschmack gekommen. „Wenn Architektur, dann will ich das auch richtig kennenlernen, wie ein Gebäude entsteht“, sagt sie.

Und das in erster Linie durch viel körperliche Arbeit. Blasen an den Händen waren anfangs Normalität. „Die Hände haben sich an die Arbeit gewöhnt“, sagt Julia Kasparek und streicht über die eine oder andere Schwiele. In den ersten zwei Wochen war die Gütersloherin abends ordentlich erschöpft. Der Arbeitstag endete dann auf dem Sofa. „Jetzt bin ich nach dem Duschen wieder fit“, sagt Julia Kasparek. Vor ihrem ersten Tag hatte sich Julia Kasparek schon Gedanken gemacht, wie das so wird, als Frau unter Männern. Aber auch, wie sich die schweren Arbeiten bewerkstelligen lassen.

Schnell stellte sich heraus, dass Teamarbeit angesagt ist. Das gilt beim Schleppen schwerer Lasten ebenso wie bei Messarbeiten. Und der raue Ton auf dem Bau? Julia Kasparek lacht und sagt: „Ich bin hier super aufgenommen worden und fühle mich super wohl. Alle sind sehr höflich.“ Polier Norbert Runge blinzelt unter seinem Helm hervor. „Naja, aber pingelig darf man auch nicht sein. Ein paar Sprüche gibt es auch“, sagt er mit einem netten Lachen. Das Betriebsklima ist locker.

Und gelernt hat Julia Kasparek auch schon einiges: Einschalen, Gerüst aufbauen, Arbeiten mit dem Bohrhammer oder der kleinen Handkreissäge. Vielfach unter Aufsicht, denn das Hantieren mit den Geräten muss erst einmal gelernt werden. Arbeiten auf einem hohen Gerüst oder mit der großen Tischkreissäge sind tabu. „Es war die richtige Entscheidung, es macht mir Spaß“, sagt Julia Kasparek. Und was sagen ihre Kollegen? Die sind mit der Praktikantin prima zufrieden. Norbert Runge: „Das macht sie gut. Es gibt Jungs, die stellen sich dümmer an. Wir wollten sie schon überreden, das Studium aufzugeben.“

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